Landbewirtschaftung als Herausforderung

einwohner
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Re: Landbewirtschaftung als Herausforderung

Beitragvon einwohner » Sa 15. Sep 2012, 17:22

"Mecklenburg-Vorpommern ist ohne eine sich ständig entwickelnde Land- und Ernährungswirtschaft nicht überlebenswichtig, hob auch Landesbauernpräsident Rainer Tietböhl den hohen Stellenwert der Branche hervor."

Schwalbe hat geschrieben:
Ich nehme an, Sie meinten in Ihrem Text "überlebensfähig".




Der Text ist ein Zitat vom Landesbauernpräsident Rainer Tietböhl.
http://www.mela-messe.de/Presse-Service/Pressemitteilungen/index.jsp?lang=de&id=235584
Es lohnt sich, die ganze Pressemitteilung zu lesen.
Auch diese: Landesbauerntag auf der Mela - Lebhafte Diskussion um Situation der Veredlungswirtschaft:
"Landwirtschaft muss künftig wieder regionaler werden. Mit diesem Appell zum Auftakt des traditionellen Bauerntages auf der MeLa in Mühlengeez machte Landesbauernpräsident Rainer Tietböhl auf die aktuell weltweiten Witterungsprobleme in der Agrarproduktion aufmerksam.
Dürre in den USA, Hagel im Schwarzmeergebiet, Ertragsausfälle in Russland, Witterungsunbilden in vielen Regionen haben die weltweiten Erntevorträge auf 50 Tage schrumpfen lassen. Dem muss, so die Forderung zuallererst auch an die Politik, entgegengesteuert werden."

Wer wird wohl die Preissteigerung des Tierfutters kompensieren müssen?
Gülleproduktion ist notwendig für den Anbau erneuerbarer Energien.
In diesem Forum ist das Thema schon mehrfach angeschnitten worden.
Siehe auch:
http://www.weltagrarbericht.de/aktuelles/nachrichten/news/de/26227.html
hunger.jpg

Alle 5 Sec. verhungert ein Kind
Landbewirtschaftung ist wirklich eine Herausforderung.
Zuletzt geändert von einwohner am Di 20. Nov 2018, 17:20, insgesamt 1-mal geändert.

Schwalbe
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Re: Landbewirtschaftung als Herausforderung

Beitragvon Schwalbe » So 16. Sep 2012, 18:20

das Arar- Umwelt - Programmes unseres Landes kann grundsaetzlich nur in enger zusammenarbeit mit den Landwirtschaftsbetrieben erarbeitet werden - zur vorbereitung des Masterplanes sollte deshalb ein --- BEISPIELSBETRIEB ----- benannt werden , wo die verschiedenen agraroekologischen massnahmen direkt in der praxis ausprobiert werden koennen , der finanzbedarf ermittelt wird und anschließend bei der entwicklung der Foerderfibel beruecksichtigung finden kann . die festlegung der wirksamsten massnahmen erfordert natuerlich die zusammenarbeit mit ornithologischen fachleuten .
nachfolgend koennen in diesem betrieb PRAXISKONSULTATIONEN fuer interessierte Landwirte durchgefuehrt und gute ergebnisse verallgemeinert werden .

die BERATUNG der Landwirte muss in vorbereitung und realisierung des GREENING ----in wesentlichen bereichen intensiviert werden .-----da diese aufgabe nicht nebenbei erledigt werden kann , sollte beim Bauernverband unseres Landes , bei der Landgesellschaft oder bei der Siftung Umwelt - und Naturschutz eine ----zusaetzliche PLANSTELLE ---- geschaffen werden .von dort aus koennen auch LOKALE INITIATIVEN und VORORT- PARTNERSCHAFTEN initiert und gestaerkt werden .nicht vergessen werden duerfen dabei die Landfrauen und die Landjugend ! Tourismusentwicklung und Naturschutz sind besonders in den Landgemeinden eng verknuepft , und bieten ein reiches betaetigungsfeld .der Arbeiskreis " Junge Landwirte "kann auch durch solche massnahmen zur verbesserung des immage der LW beitragen .

bei der geplanten veraenderung der Foerdermittelvergabe sollte der FELDVOGELSCHUTZ stark beruecksichtigt werden ! eine hohe wertigkeit ist dabei der realisierung von EINZELBETRIEBLICHEN NS - FACHPLAENEN einzuraeumen .weitere praemien sollten fuer produktionsintegrierte einzel- massnahmen,z. B. einrichtung von Kiebitzinseln ,doppelter Reihenabstand ,Brachesteifen u.a. gezahlt werden .

Schwalbe
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Re: Landbewirtschaftung als Herausforderung

Beitragvon Schwalbe » Mo 15. Okt 2012, 16:11

Zum Nachdenken:
Michael Beleites:
Leitbild Schweiz oder Kasachstan? Zur Entwicklung der ländlichen Räume in Sachsen
Eine Denkschrift zur Agrarpolitik (Stiftung Weiterdenken, AbL-Verlag, Dresden/Hamm 2012)
Thesen:
1. Im Osten Deutschlands ist der durchschnittliche Landwirtschaftsbetrieb mehr als fünf Mal so groß wie im Westen, die Zahl der Beschäftigten je 100 Hektar liegt aber nur bei knapp einem Drittel. Somit bringt die Ost-Landwirtschaft eine erheblich geringere Wertschöpfung in die ländlichen Räume als die westdeutsche.
2. Die ostdeutsche Sondersituation ist keine „gewachsene Agrarstruktur“, sondern die Folge kommunistischer Systemverbrechen. Mit ihrer dreistufigen Klassenkampfpolitik gegen die Bauern – Bodenreform, Kollektivierung, Industrialisierung – machte die SED-Herrschaft flächendeckend die freien Bauern zu abhängigen Landarbeitern.
3. Im Westen führte die Politik des „Wachsen oder Weichen“ zu einem sanfteren Höfesterben, aber tendenziell ebenso zu einer Konzentration der Landwirtschaft.
4. Industrielle Landwirtschaft ist untrennbar verbunden mit einer Schädigung von Böden und Grundwasser, einer Qualitätsminderung der Nahrung, sowie mit einer wirtschaftlichen Schwächung und letztlich Entvölkerung der ländlichen Räume.
5. Sachsen und Thüringen gehören in ihrer traditionellen Agrarstruktur zu Westdeutschland: Nicht große Gutsbetriebe mit einer armen Landarbeiterschaft, sondern kleine und mittlere Bauernhöfe prägten die mitteldeutschen Regionen.
6. Die sächsische Nach-Wende-Agrarpolitik knüpfte inhaltlich und personell an das landwirtschaftliche System der DDR an und befestigte die agrarstrukturelle Angleichung Sachsens an die „ostelbischen“ Verhältnisse des Nordostens.
7. Insgesamt kennt die DDR-geprägte Separat-Agrarpolitik der ostdeutschen Länder kaum parteipolitische Unterschiede, wenngleich der DBD-Flügel der CDU besonderes „erfolgreich“ die Lobby-Interessen der LPG-Nachfolger vertritt.
8. Fatal wirken sich die 1992 eingeführten flächenbezogenen EU-Subventionen aus, die ein von Bewirtschaftung unabhängiges Festhalten an jedweder Agrarfläche bewirken – und in den ostdeutschen Ländern die sozialistisch geprägte Agrarstruktur eingefroren haben.
9. Prinzipiell haben kleine Betriebe weitaus bessere Voraussetzungen, nach der Grundidee einer ökologischen Kreislaufwirtschaft zu funktionieren als große. Die schleichende Agrar-Industrialisierung des Öko-Landbaus untergräbt das Vertrauen in die Bio-Branche.
10. Eine Umkehr hin zu einer verantwortbaren Agrarpolitik muss sich an langfristig angelegten Konzepten, wie dem der „Postwachstumsökonomie“ (Niko Paech), orientieren. In Sachsen und Thüringen sind die dafür nötigen Bauernhöfe physisch noch vorhanden, meist noch mitsamt dem dazugehörigen Bodeneigentum. Deren bäuerliche Reaktivierung durch Junglandwirte zu fördern, ist Aufgabe einer zukunftsorientierten Agrarpolitik.
11. Agrarsubventionen wurden nicht eingeführt um die Landwirte zu stützen, sondern um ihre Produkte zu verbilligen: damit die Verbraucher weniger für Ernährung und mehr für Industrieprodukte investieren. Sie sind ein Teil jener Wachstumsbeschleunigung, die eine gesunde bäuerliche Landwirtschaft erstickt. Der Kampf der landwirtschaftlichen Interessenvertretungen für Agrarsubventionen verschärft die strukturelle Schwäche der Landwirtschaft, die eigentlich die Basis-Wirtschaft jeder Gesellschaft ist.
12. Eine wirkliche Agrarwende braucht keine neuen Subventionen und keine ökologisch deklarierte Bürokratisierung der bäuerlichen Arbeit, sondern eine Komplettabschaffung der Agrarsubventionen – bei gleichzeitiger Einführung einer Agrochemikalien-Abgabe sowie gesetzlicher Obergrenzen für Betriebsgrößen und Viehbestände.

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Re: Landbewirtschaftung als Herausforderung

Beitragvon Studentin » Do 18. Okt 2012, 21:15

Schwalbe hat geschrieben:
11. Agrarsubventionen wurden nicht eingeführt um die Landwirte zu stützen, sondern um ihre Produkte zu verbilligen: damit die Verbraucher weniger für Ernährung und mehr für Industrieprodukte investieren. Sie sind ein Teil jener Wachstumsbeschleunigung, die eine gesunde bäuerliche Landwirtschaft erstickt.




so habe ich das Ganze noch nie betrachtet. aber klingt irgendwie logisch. Andererseits: ohne die Subventionen wären die Landwirte wahrsch. nicht lebensfähig, da ihre Produktionskosten zu hoch sind und sie deshalb nicht gegen billigere Importwaren halten könnten. Somit werden sie subventioniert, um ihre Produkte verkaufen zu können - für einen Preis, der ihre Kosten eig. nicht deckt. womit wir bei der Bestätigung der These wäre (zumindest aus meiner Sicht).
Was wäre also die Lösung? In einem anderen Thread wurde geschrieben, dass es die gesetzl. Festlegung für einen bestimmten Warenpreis geben müsse, der die Produktionskosten deckt. Damit wäre doch den Landwirten schon geholfen und sie müssten nicht von Subventionen leben.

Schwalbe
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Re: Landbewirtschaftung als Herausforderung

Beitragvon Schwalbe » Fr 19. Okt 2012, 08:26

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat Wege aus dieser Misere aufgezeigt.
"Aus der bisherigen Analyse
ergeben sich drei grundlegende Strategieansätze, auf die Einhaltung ökologischer Grenzen
hinzuwirken:
– Zunächst müssen auf den relevanten Ebenen – je nach Art des Umweltgutes auf globaler,
europäischer, nationaler oder ggf. auch sub-nationaler Ebene – Umweltziele formuliert
und institutionalisiert werden, die mindestens die Einhaltung wissenschaftlich fundierter
Grenzen der Tragekapazität sicherstellen.
– Mit Blick auf diese Ziele müssen Strategien für eine weitreichende Transformation der
Industriegesellschaft entwickelt werden, die neben einem radikalen Technikwandel auch
soziale Innovationen und Veränderungen der Konsum- und Lebensstile anstoßen
müssen."
– Schließlich müssen zentrale gesellschaftliche Funktionssysteme auf eine Zukunft
vorbereitet werden, in der die Volkswirtschaft nur in sehr geringem Maße wächst. Dies ist
nur durch eine Abkehr von der bisher dominanten Strategie zu erreichen, die soziale Ziele
durch eine Erhöhung des Wirtschaftswachstums zu erreichen versucht. Je besser dies
gelingt, umso unabhängiger wird die Gesellschaft von einem fortgesetzten
Wirtschaftswachstum. (Umweltgutachten 2012 des Sachverständigenrates für Umweltfragen)

Da hier oft der Verbraucher für bestimmte Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht wird, möchte ich auch noch folgendes Zitat aus dem Umweltgutachten beifügen:

"Zudem ist der Einzelne als
Konsument angesichts allgemeiner moralischer Appelle zu umweltfreundlichem Konsum,
aber entgegengesetzter realer Anreize, häufig überfordert. Umweltverträglicher Konsum ist
somit eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die eine kollektive
Verantwortungsübernahme erfordert sowie die Schaffung von Strukturen, die dem Einzelnen
umweltfreundlichen Konsum erleichtern und ermöglichen. Die negativen Auswirkungen der
derzeitigen Konsummuster im Bereich Ernährung auf die Umwelt, auf Menschen in anderen
Ländern und auf nachfolgende Generationen sind hinreichend gravierend, um Eingriffe der
Politik zu rechtfertigen.
Im Lichte der Faktoren, die einem umweltverträglichen Konsum gegenwärtig
entgegenwirken, sollte die Politik Maßnahmen ergreifen, die unerwünschte Einflussnahmen
abbauen oder verhindern. Sie könnte zum Beispiel durch Einschränkung der Werbung für
bestimmte Produkte oder für bestimmte Zielgruppen (bereits latent vorhandene) Präferenzen
für umweltfreundliche Lebensmittel aktivieren und stärken sowie instabile
Verbraucherpräferenzen in Richtung umweltgerechter Konsummuster lenken. Außerdem
sollten bestehende verzerrende ökonomische Anreize abgeschafft werden, möglichst durch
die Internalisierung externer ökologischer und auch sozialer Kosten in die Preisgestaltung."