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Bewahrung der Schöpfung als wichtigste ethische Leitlinie

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 16:40
von Schwalbe
„Die Vormittagssonne strahlt und das Gesicht von Michael Grolm unter dem Filzhut strahlt auch. Sehr zufrieden. Er ist umringt von Kameras und Mikrofonen - und Öffentlichkeit ist genau das, was er für seine Aktion braucht: seinen Thesen-Anschlag zu Erfurt.
Ein paar Meter weiter tagt die mitteldeutsche Landessynode. Um elf Uhr werden die kirchlichen Parlamentarier zum Gottesdienst in die Kirche eilen. Dann will er die Kirchenvertreter mit mächtigen Hammerschlägen an die Tür des Gotteshauses an ihr Gewissen mahnen. So wie damals der ungestüme Martin Luther.
Um Ablasshandel geht es diesmal nicht, aber trotzdem um Geld. Das Geld der evangelischen Kirche, das sie im deutschen Osten immerhin zu 20 Prozent aus der Landverpachtung bezieht. Es geht um Gerechtigkeit und um Verantwortung gegenüber der Schöpfung.
Etwa 80.000 Hektar besitzt die evangelische Kirche zur landwirtschaftlichen Nutzung in Thüringen. Bei der Pachtvergabe haben die großen Agrarbetriebe die Nase vorn, nicht zuletzt weil sie den höchsten Pachtzins zahlen können. Die halten dann Hunderte Schweine in Massenställen oder bauen auf Riesenfeldern Mais oder Raps an.
Kleine bäuerliche Betriebe und Neugründungen haben das Nachsehen. Dinge wie ökologische Landwirtschaft, nachhaltiges Wirtschaften, Tierschutz, Artenvielfalt, soziale Arbeit, weil viele der kleinen Güter neue Arbeitsplätze schaffen, werden bei der Pachtvergabe überhaupt nicht berücksichtigt.
Das ist nicht nur ungerecht, befindet Bauernrebell Grolm, sondern widerspricht auch dem Ethos der Kirche, für die doch der Schutz von Erde und Kreatur Priorität haben sollte.
Wenn schon nicht die Kirche mit gutem Beispiel vorangeht, was könne man da noch von den anderen Landverpächtern erwarten?“
Thüringer Allgemeine vom 21.11.12


Sachsens Synode gegen Agrarindustrie

„Die Synode, das Kirchenparlament der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, hat beschlossen, die Kirchengemeinden und Bürgerinitiativen in ihrem Engagement gegen die Errichtung von Anlagen der „agrarindustriellen Massentierhaltung“ und für eine artgerechte Haltung der Tiere zu unterstützen. Sie bittet die Kirchgemeinden, kein Kirchenland für Agrarindustrielle zur Verfügung zu stellen. Angesichts der globalen Auswirkungen des hohen Fleischkonsums ermutigt die Synode zu einem anderen Lebensstil, der Fleischkonsum einschränkt oder meidet. Auch kirchliche Einrichtungen ständen in einer besonderen Verantwortung „als Zeichen unserer weltweiten christlichen Verantwortung“. Dieser bundesweit vorbildliche und richtungsweisende Beschluss soll - wie verlautet - auf Kritik aus Kreisen der benachbarten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gestoßen sein, wo der Präses der Synode, Wolf von Marschall, selber an einer agrarindustriellen Masthühnerhaltung großen Ausmaßes beteiligt ist.“
Unabhängige Bauernstimme/ Dezember 12

Und wie sieht es in Mecklenburg-Vorpommern aus?

Re: Bewahrung der Schöpfung als wichtigste ethische Leitlinie

Verfasst: Do 22. Nov 2012, 17:30
von einwohner
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Schwalbe hat geschrieben:
Angesichts der globalen Auswirkungen des hohen Fleischkonsums ermutigt die Synode zu einem anderen Lebensstil, der Fleischkonsum einschränkt oder meidet. Auch kirchliche Einrichtungen ständen in einer besonderen Verantwortung „als Zeichen unserer weltweiten christlichen Verantwortung“. Dieser bundesweit vorbildliche und richtungsweisende Beschluss soll - wie verlautet - auf Kritik aus Kreisen der benachbarten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gestoßen sein, wo der Präses der Synode, Wolf von Marschall, selber an einer agrarindustriellen Masthühnerhaltung großen Ausmaßes beteiligt ist.“
Unabhängige Bauernstimme/ Dezember 12

Uns wie sieht es in Mecklenburg-Vorpommern aus?

Wir haben hier schon den Masterplan Gesundheitswirtschaft MV 2020.
Dort wird als wesentlicher Baustein für ein Gesundheitsland "Ernährung für die Gesundheit" genannt.
Aber es wird auch problematisiert, wie weit wir davon noch entfernt sind:

"Der Mensch muss sich mit seiner Ernährung auf seinen mehr oder weniger genetisch determinierten Stoffwechsel einstellen. Das gelingt den Menschen In den Industrieländern mit hoch entwickelten Volkswirtschaften immer weniger. So ist die gegenwärtige Ernährungssituation in Deutschland durch eine Überversorgung mit Protein, Fett, gesättigten Fettsauren und Cholesterin sowie durch eine Unterversorgung mit ungesättigten Fettsäuren sowie Mineral- und Ballaststoffen gekennzeichnet. In anderen Industrieländern Ist die Situation vergleichbar. Die Folgen für die Gesundheit sind Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck, verschiedene Krebserkrankungen, Hypercholesterinämie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem spielt die Ernährung eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Karies, Osteoporose und Rheuma. Darüber hinaus leiden immer mehr Menschen an Lebensmittelintoleranzen. Im Ergebnis musste das deutsche Gesundheitssystem Im Jahr 2007 circa 30 Prozent seiner Aufwendungen In Hohe von insgesamt fast 253 Mrd. Euro für die Behandlung ernährungsbedingter Erkrankungen aufbringen."

Was hindert uns, den überdurchschnittlich hohen Fleischverbrauch in MV zu senken, z.B. durch Aufklärung über die Folgen für das eigene Leben und unsere Umwelt?
Solange in MV überdurchschnittlich viel Fleisch verbraucht wird, ist die Akzeptanz auch für steigende Fleischexporte gegeben.
Der Rekordumsatz, den Deutschland mit Rüstung macht, wird nicht ohne Grund von der deutlichen Mehrheit unserer Bevölkerung abgelehnt.
Die Zahl der Menschen, die auch Fleischexporte ablehnt wächst.