Kulturlandschaftsgestalter

Landratte
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon Landratte » Mi 25. Jul 2012, 13:51

In der DDR wurde per Flugzeug gedüngt. Da spielten Grenzen keine Rolle.
Der Segen war für alle da u. ist noch heute im Grundwasser präsent.
Und die dazugehörige Ideologie ist auch noch nicht restlos abgebaut.

Schwalbe
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon Schwalbe » Mi 25. Jul 2012, 14:52

@LUMV: Nicht nur der demografische Wandel, sondern auch die agrarindustriellen Strukturen und deren Förderung und Bevorteilung durch die Landesregierung führen zu Einwohnerverlusten im ländlichen Raum. Diese Betriebe sind wohl nennenswerte Unternehmen, wenn man ihre schiere Größe betrachtet, aber sie schaffen keine Beschäftigung und sind verstärkt auf Subventionen angewiesen. Sie werden auch keine Hofläden eröffnen...was soll dort verkauft werden? Raps? Getreide? Mais? Ach nein, der ist ja für die Biogasanlage. Es werden doch meist Marktfrüchte angebaut. Oder Fleisch frisch aus der Massentierhaltung? Urlaub auf dem Bauernhof mit Hofladen findet man meist nur bei kleinen und mittelständischen bäuerlichen Betrieben, und diese Betriebe besitzen hier Akzeptanz. Es gibt nur immer weniger davon, verdrängt von der Agrarindustrie.

einwohner
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon einwohner » Mi 25. Jul 2012, 21:17

@LUMV: Urlaub auf dem Bauernhof mit Hofladen findet man meist nur bei kleinen und mittelständischen bäuerlichen Betrieben, und diese Betriebe besitzen hier Akzeptanz. Es gibt nur immer weniger davon, verdrängt von der Agrarindustrie.

Die böse Agrarindustrie wurde nach der Wende abgewickelt.
Drei Buchstaben sind in Vergessenheit geraten (KIM). Kombinate Industrieller Mast verschwanden unmerklich.
Inzwischen fordert die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) in einem Strategiepapier die Entwicklung gänzlich neuer Produktionssysteme in der Schweine- und Geflügelhaltung.
https://www.schweine.net/dafa_bald_grun ... ltung.html
20 Mio Euro soll die Forschung pro Jahr kosten.
Ich glaube nicht, dass davon kleine und mittelständische bäuerliche Betriebe provitieren können.

einwohner
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon einwohner » Mi 25. Jul 2012, 21:17

Schwalbe hat geschrieben:
@LUMV: Urlaub auf dem Bauernhof mit Hofladen findet man meist nur bei kleinen und mittelständischen bäuerlichen Betrieben, und diese Betriebe besitzen hier Akzeptanz. Es gibt nur immer weniger davon, verdrängt von der Agrarindustrie.

Die böse Agrarindustrie wurde nach der Wende abgewickelt.
Drei Buchstaben sind in Vergessenheit geraten (KIM). Kombinate Industrieller Mast verschwanden unmerklich.
Inzwischen fordert die Deutsche Agrarforschungsallianz (DAFA) in einem Strategiepapier die Entwicklung gänzlich neuer Produktionssysteme in der Schweine- und Geflügelhaltung.
https://www.schweine.net/dafa_bald_grun ... ltung.html
20 Mio Euro soll die Forschung pro Jahr kosten.
Ich glaube nicht, dass davon kleine und mittelständische bäuerliche Betriebe provitieren können.

Schwalbe
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon Schwalbe » Do 26. Jul 2012, 12:30

Ja, das ist die große Frage. So ganz genau werden die Pläne der DAFA noch nicht erläutert. Auf alle Fälle brauchen wir nicht mehr Fleisch, und die Ressourcen unserer Welt geben auch nicht mehr her.

LUMV
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon LUMV » Mo 30. Jul 2012, 14:47

Die Auffassung von "Schwalbe" teile ich nicht, es gibt 4.725 Landwirtschaftsbetriebe in MV. Davon 3.949 sogenannte "natürliche Personen", also Einzelunternehmen mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße von 171 Hektar. Insgesamt bewirtschaften diese Betriebe fast 60 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche des Landes. Sowohl ihre Anzahl als auch die Wirtschaftsfläche hat in den letzten Jahren zugenommen. Und trotzdem nahm die Anzahl der landwirtschaftliche Arbeitskräfte weiter ab. Sie liegt jetzt um die 21.000, ohne Saisonarbeitskräfte. Es ist also beileibe nicht so, dass kleinere Landwirtschaftsbetriebe mehr Arbeitsplätze schaffen würden. Ich kenne GbR, wo Vater und Sohn auf 300 Hektar allein reinen Marktfruchtbau betreiben und davon sehr gut leben können. Und ich kenne Genossenschaften von über 2.000 Hektar mit fast 40 Beschäftigten, Marktfruchtbau und Viehhaltung, Lehrausbildung, eigener Betriebsküche, Werkstatt uvam. Will sagen, es gibt viel mehr als schwarz und weiß. Der demografische Wandel vollzieht sich in MV und vielen anderen entlegenen ländlichen Gebieten in Deutschland und Europa, weil junge Menschen insgesamt "im Leben auf dem Lande kaum mehr Erfüllung finden". Vergl. Studie Berlin-Institut "Die Zukunft der Dörfer" 2011, S.4. Da das in Ost und West gleichermaßen geschieht, hat es ursächlich nichts mit der Art der landwirtschaftlichen Produktion zu tun. Aber egal wie, Landwirtschaftsbetriebe können und sollten inm Lichte des demografischen Wandels künftig mehr tun, als sich um ihr "Kerngeschäft" kümmern.

Schwalbe
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon Schwalbe » So 19. Aug 2012, 13:20

@LUMV:
„Im Agrarland Mecklenburg-Vorpommern gab es 2007 5432 landwirtschaftliche Betriebe, im Industrieland Nordrhein-Westfalen 47511. Die agrarische Fläche war in Nordrhein-Westfalen mit 1503200 ha nur wenig größer als in Mecklenburg-Vorpommern mit 1355800 ha. Mit 144600 Beschäftigten in der Landwirtschaft übertraf Nordrhein-Westfalen Mecklenburg-Vorpommern (28100) um das Fünffache.“ (Stat. Jahrb. MV 2008, S.462, 463) „Stärken und Schwächen des ländlichen Raumes in Mecklenburg-Vorpommern“ Prof. Dr. Helmut Klüter

„Auswertungen für Marktfruchtbetriebe für die Jahre 2002 bis 2004 in ganz Deutschland belegen, dass bayrische Betriebe und solche in Nordrhein-Westfalen im Durchschnitt Hektargewinne um 500 € realisieren, ostdeutsche Familienbetriebe solche von 200 €, juristische Personen in der ostdeutschen Landwirtschaft hingegen von nur 34 € (1). Zieht man die EU-Agrarsubventionen mit rund 300 €/ Hektar von den Hektargewinnen ab, so realisieren bayrische oder westfälische Betriebe noch Gewinne von rund 200 Euro/ Hektar, die großen, juristisch verfassten Agrarbetriebe im Osten kommen ohne Subventionen auf Verluste von rund 270 Euro/ Hektar. Die vorgeblich so wettbewerbsfähigen großen Betriebe sind also in viel stärkerem Umfang auf die Agrarsubventionen angewiesen als die Familienbetriebe. Bereits vor der Wende beschrieb der langjährige Leiter des Frankfurter Instituts für ländliche Strukturforschung die systematische Benachteiligung bäuerlicher Familienbetriebe: „In allen agrarpolitischen Machtkämpfen der letzten hundert Jahre wurde der Bauer vorgeschoben, um bestimmte Hilfen für die Landwirtschaft durchzusetzen, von der Osthilfe in den zwanziger Jahren bis zu den Subventionen von heute. Diese aber kommen der Masse kleinerer und mittlerer Familienbetriebe am wenigsten zugute. Sie vergrößern vielmehr die Gewinne in Handel, Genossenschaften, Banken und Agrarindustrie, schaffen Differentialrenten für die ohnehin schon wohlhabenden größeren Landwirte. Der Bauer wird praktisch betrogen, gerade noch am Tropf gehalten, bis dann mit seiner miserablen Lage wieder neue Hilfen gefordert werden können.“ (2) „Landwirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland und das ostdeutsche Agrarkartell- Politik für bäuerliche Landwirtschaft sieht anders aus“ PD Dr. Jörg Gerke
(1) top agrar (2006), Ausgabe 6
(2) Hermann Priebe (1985): Die subventionierte Unvernunft Siedler-Verlag, Berlin

hartmut
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon hartmut » Mi 12. Sep 2012, 00:29

Ich könnte mir vorstellen, daß Landwirte die sich von Agrarindustriellen unterscheiden möchten Anreize für Junge Leute schaffen indem sie z.B. die Ausgeräumte Landschaft mit Hecken und mit Bäumen bepflanzten Wanderwegen gestalten, Damit wird die Bodenkrume nicht mehr der Desertifikation preisgegeben und es gibt weniger Autounfälle auf Autobahnen durch Sandstürme. Die Kulturlandschaft die nur noch aus Wüste besteht ist eine fremde Kultur in der kein Mensch mehr leben möchte, Die Vernichtung von Bodenwerten ist nicht enkeltauglich und sollte nicht mehr mit Subventionen die sich an der Grösse der Betriebe orientieren belohnt werden. Ich als junger Mensch wünsche mir mehr Dialoge wie diesen hier mit regionalen, bewusst agierenden Landwirten, denn ich glaube die Wirtschaftlichkeit von kleineren Betrieben nach Abzug des Subventionsfaktors gilt als offensichtlich. Darum wird es eine natürliche Auslese von nicht Zukunftsorientierten agrounternehmen geben, jenen nämlich die immernoch an Wüstenkulturlandschaft arbeiten.

mira_coolix
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon mira_coolix » Fr 30. Nov 2012, 18:28

quote="einwohner"]Problematisierung des Kontrastes zwischen Sein und Schein auf dem Lande.

Wer die Musik bezahlt (Steuerzahler/Wähler), bestimmt auch was gespielt wird. Auf dem Lande und in der Stadt.

Nicht nur auf der Butter- und Milchpackung auch in den operationellen Programmen: Blühstreifen mit hübsch blühenden, für Touristen zu fotografierenden und am besten auch gern von bevorzugt zu jagendem Wild zu fressenden Arten, Ackerschonstreifenprogramme auf mini Flächen werden von uns als Steuerzahlern bezahlt. Vielleicht als eine Art Kosmetik oder Beruhigungspille und als Ablenkfütterungen für Wildkrautbiologen in Bezug auf die Direktbeihilfen, die für flächendeckendes Ausbringen von grundwasser-, boden- und gesundheitsgefährdenden Pflanzenschutzmitteln und Pflanzennährstoffen durchgereicht werden.

Wenn in den Kommunen (kleinste erreichbare Steuerzahler- und Wählereinheit vor der Einzelperson) Karten mit der Lage der Greeningflächen verbindlich auszulegen oder gar bestimmte Nutzungen vor Agrarantragstellung mit der Gemeinde einvernehmlich abzustimmen wären,
z.B. Flächen für den Verzicht auf Pflanzenschutzmittelanwendung und Düngung und auch die Ausbringung von Gülle, Klärschlamm und PSM vorher per Aushang oder persönlicher Benachrichtigung lagemäßig und terminmäßig anzuzeigen wäre, entstünde sicher mehr Akzeptanz für Subventionen und negative Begleiterscheinungen hochproduktiver Landwirtschaft.

Da wo Bauern-, Gemeinde oder Kircheneigentum (oder Landeseigentum) vorhanden ist, das heute durch moderne Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaftet wird, kann jeder Flächeneigentümer als Verpächter sein eigenes Greening im Pachtvertrag festlegen:
ich verpachte Dir meine Fläche nur weiter, wenn Du z.B.:
keinen Mais anbaust
kein Glyphosat anwendest
Biobauer bist
Grünland als solches bestehen lässt
(k)eine Biogasanlage hast
deine Tiere nach meinen Prämissen behandelst
den Wasserstand unverändert lässt.

Da wo Fördermittel für Investitionen verteilt werden:
Ich fördere Deine Biogasanlage nur, wenn Du mit der Abwärme zu dauerhaft günstigen Konditionen unser Dorfgemeinschaftshaus/ unsere Schule/unser Altenheim versorgst.

Flächendeckend ökologisch vernünftige Greeningvorgaben von der EU/unserer Regierung/Verwaltung mit harten, für jeden einwohner eindeutigen, deutlich sichtbaren und transparenten Kriterien statt Gartenprojekte und Schutzstreifen um einzelne landschaftspflegerisch durchgestylte, ländliche Idylle vortäuschende Vorzeigedörfer!
Sauberes Trinkwasser und gesunde Grundnahrungsmittel vor Ort verfügbar machen als operationelles Ziel für eine (geförderte) Landwirtschaft statt Stiefmütterchen- und Forsythienbeete oder eine besonders hübsche Streuobstwiese um mein Dorf!

einwohner
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Re: Kulturlandschaftsgestalter

Beitragvon einwohner » So 2. Dez 2012, 23:35

mira_coolix hat geschrieben:
Da wo Bauern-, Gemeinde oder Kircheneigentum (oder Landeseigentum) vorhanden ist, das heute durch moderne Landwirtschaftsbetriebe bewirtschaftet wird, kann jeder Flächeneigentümer als Verpächter sein eigenes Greening im Pachtvertrag festlegen:
ich verpachte Dir meine Fläche nur weiter, wenn Du z.B.:
keinen Mais anbaust
kein Glyphosat anwendest
Biobauer bist
Grünland als solches bestehen lässt
(k)eine Biogasanlage hast
deine Tiere nach meinen Prämissen behandelst
den Wasserstand unverändert lässt.

Ja, schön wäre es, wenn die Flächeneigentümer als Verpächter Greening wirklich wollten.
Das sollte aber nicht nur an die Bewirtschaftung durch moderne Landwirtschaftsbetriebe gekoppelt werden.
Trotzdem sollten diejenigen, die mit ihrer Wirtschaftsweise Schäden verursachen, diese wieder ausgleichen.
Die Interessen der Betroffenen werden oft genug platt gemacht.
Der Rückgang der Artenvielfalt ist leider keine Fiktion.
Pufferzonen zwischen gegensätzlichen Interessen schaffen neuen Lebensraum.
Durch die Blume gesprochen wird anders als in direkter Konfrontation.