Industriepolitik

einwohner
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Industriepolitik

Beitragvon einwohner » Mi 18. Jul 2012, 06:22

„In der Industriepolitik liegen die Schwerpunkte im Verarbeitenden Gewerbe, in der maritimen Wirtschaft, der Bio- und Medizintechnik sowie der Ernährungsindustrie und Energiewirtschaft“.
So beschreibt das Regierungsportal eine Aufgabe des Wirtschaftsministeriums. Die Abteilung 2 ist für die Wirtschafts- und Strukturpolitik des Landes zuständig. Dort werden die Fördergrundsätze im Bereich der Industrie entschieden. Für Anlagen, die auf Grund ihrer Beschaffenheit oder ihres Betriebes besonders schädliche Umwelteinwirkungen verursachen können ist die Abteilung 4 zuständig. Genehmigungen für agrarindustrielle Massentierhaltungsanlagen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz erfolgen in enger Zusammenarbeit mit dieser Abteilung.
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Der Bau der umstrittenen Ferkelfabrik am Tollensetal ist das Ergebnis einer ministeriellen schwarzroten Kooperation.
Im Koalitionsvertrag von 2006 unter Pkt. 109 wurde die Richtung dazu vorgegeben:
„ Die Koalitionspartner wollen die Veredlungswirtschaft stärken. Aus diesem Grund werden Genehmigungsverfahren im Bereich der Errichtung von Tierhaltungsanlagen gestrafft und durch eine offensivere Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Ziel ist es, die Entwicklung der Tierbestände und die Veredlung als Quelle von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen voranzutreiben.“
Inzwischen wird leider immer klare, dass die Entwicklung der Tierbestände in der Gemeinde Alt Tellin eher dazu geeignet ist, Arbeitsplätze in anderen, kleineren Tierhaltungsanlagen u. im Tourismus abzubauen u. die Bevölkerungsflucht aus dem ländlichen Raum voranzutreiben. Im aktuellen Koalitionsvertrag ist das benannte gestraffte Genehmigungsverfahren zwar nicht mehr zu finden aber der Zweck dieses Forums ist zweifelsfrei eine offensivere Öffentlichkeitsarbeit für die praktizierte geplante Industriepolitik auf dem Dorfe.

Schwalbe
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Re: Industriepolitik

Beitragvon Schwalbe » Mi 18. Jul 2012, 07:36

"Das Bild der Land- und Ernährungswirtschaft in der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern ist zwar grundsätzlich positiv, aber über weite Strecken unrealistisch, zum Teil sogar idealistisch verklärt.", so heißt es in den Schlaglichtern (unter Ziele). Dem möchte ich hier widersprechen. Viele Landbewohner erleben Tag für Tag die negativen Auswirkungen einer industrialisierten Landwirtschaft hautnah und können sich ein realistisches Bild machen. Warum wird aber Agrarindustrie durch Landespolitiker gefördert? Mein Beitrag vom 16.7. im Forum "Entfremdung der ländlichen Bevölkerung" belegt doch, dass sie keine positiven Effekte für mehr Beschäftigung bringt und die riesigen Betriebe in viel größerem Maße auf Subventionen angewiesen sind. Diese Frage möchte ich hier stellen, und hoffe auf deren Beantwortung durch Minister Backhaus oder Mitglieder der Perspektivkommission.
Im Umweltgutachten 2012 des Sachverständigenrates für Umweltfragen wird deutlich beschrieben, welche negativen Folgen der übermäßige Fleischkonsum hat. Und in M-V heißt die Devise: "Weiter so"? Weiterhin wird in diesem Gutachten angemahnt, dass die Grenzen der Belastbarkeit in Bezug auf Eingriffe in den Stickstoffkreislauf nach Einschätzung der Autoren bereits überschritten sind und in Bezug auf den Phosphorkreislauf sich in der Nähe der Grenze befinden.
Das Image der Agrarindustrie lässt sich nicht mit offensiver Öffentlichkeitsarbeit aufpolieren. Immer mehr Menschen im Land unterscheiden zwischen Agrarindustrie und Landwirtschaft.
Pro Landwirtschaft- kontra Agrarindustrie!

Landratte
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Re: Industriepolitik

Beitragvon Landratte » Mi 18. Jul 2012, 18:07

Schwalbe hat geschrieben:
"Das Bild der Land- und Ernährungswirtschaft in der Bevölkerung in Mecklenburg-Vorpommern ist zwar grundsätzlich positiv, aber über weite Strecken unrealistisch, zum Teil sogar idealistisch verklärt.", so heißt es in den Schlaglichtern (unter Ziele). Dem möchte ich hier widersprechen. Viele Landbewohner erleben Tag für Tag die negativen Auswirkungen einer industrialisierten Landwirtschaft hautnah und können sich ein realistisches Bild machen.




Die idealistische Verklärung beginnt ja schon, wenn die "Land- und Ernährungswirtschaft" hier nicht als Industrie benannt wird.
Dafür gibt es Gründe.
Dazu kommt, dass der relativ kleine Anteil der Landwirtschaft an der Bruttowertschöpfung schwer zu erkennen ist, da sie in der Statistik gemeinsam mit Forstwirtschaft u. Fischerei daherkommt, die beide in den Zuständigkeitsbereich von Backhaus fallen.
http://www.statistik-portal.de/statisti ... rtab66.asp
Hier im Forum aber wird die "Land- und Ernährungswirtschaft" aus 2 verschiedenen ministeriellen Zuständigkeiten zusammengefasst.
Und sie gehören auch wirklich zusammen als Agrar- u. Ernährungsindustrie.
"Stellen Sie sich vor, sie starten Ihr Berufsleben dort, wo Sie immer hungrig bleiben dürfen." wirbt der größte Lebensmittelhersteller der Welt, der in Schwerin 450 Arbeitsplätze schaffen will. Unsere Landeshauptstadt soll Kaffeemetropole werden.
Die Rolle und Wertigkeit der Ernährungswirtschaft unseres Landes hat also nicht immer unbedingt etwas mit dem Acker drumherum zu tun. Dort auf dem Land, wo die Menschen wohnen, wird durch die Verklappung anderweitig anfallender Güllemassen dafür gesorgt, dass Kaffeemaschinen mit Bio-Eneregie betrieben werden können.