steigender Flächenverbrauch u. Flächenkonkurrenz

Agripinia
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Re: steigender Flächenverbrauch u. Flächenkonkurrenz

Beitragvon Agripinia » Di 17. Jul 2012, 11:42

Ich bin außerdem der Meinung, dass wenn es gelingt, die Menschen davon zu überzeugen, dass Fleisch und Wurst wieder als etwas Besonderes und nicht Alltägliches angesehen wird und dafür auch etwas mehr Geld für hochwertigere Lebensmittel ausgegeben wird, solche Großmastanlagen ihrer Existenzsberechtigung/-grundlage entzogen würden und dann die kleineren Betriebe die rentable Alternative darstellen.



Absolut d'accord.

Aber genau das ist doch die Frage!!!!

Wie stellt man so etwas an????

Das himmelschreiende Problem ist doch, dass die deutliche Mehrzahl der Verbraucher / Konsumenten von Nahrungsmitteln in Deutschland und dem westlichen Europa sagt, Lebensmittel sollen ökologisch, nachhaltig und umwelt-, wie tiergerecht produziert werden aber der Preis soll dem der "konventionell" erzeugten Nahrungsmittel gleichen.

Dabei liegt doch auf der Hand dass eine ökologische, nachhaltige und umwelt-, wie tiergerechte Produktion mehr Aufwand und damit mehr Kosten bedeutet. Folglich muss der Produzent auch mehr bekommen.

Zum einen erhält er ja schon einen Ausgleich vom Staat über sogenannte Extensivierungsrichtlinien oder besondere Fördermaßnahmen. Aber wollen wirklich, dass der Staat einen Produktionsbereich stützt, den der Verbraucher nicht bereit ist, mit seinem Konsumverhalten zu stützen?

Also, wie wird es der Bevölkerung kommuniziert? Und wie bekommt man den Verbraucher dazu einen höheren Preis für ein Produkt zu bezahlen, dass er unter Umständen für die Hälfte haben kann? (Vergessen wir nicht, auch konventionelles Essen kann schmecken und sättigt.)

Landmaus
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Re: steigender Flächenverbrauch u. Flächenkonkurrenz

Beitragvon Landmaus » Mi 18. Jul 2012, 08:46

kleinere Höfe und wenige Tiere auf den Standorten zu verlangen ist erst einmal populär. Wir sind aber nicht auf einer Insel der Glückseeligen, wir stehen als Wirtschaftszweig im internationalen Wettbewerb und Vergleich. Wenn wir uns eine Landwirtschaft nach den oben beschriebenen Maßstäben leisten wollen, dann geht das auch... wenn wir uns mit Zöllen vom internationalen Markt abschotten. Dann darf kein Getreide aus den GUS Staaten mehr zu uns kommen, kein Fleisch aus Argentinien, keine Eier und Schweinehälften aus Brasilien und ,und ,und. Dann muß der Verbraucher bereit sein, die real anfallenden Kosten für die Produkte auch wirklich im Laden zu bezahlen.

Schwalbe
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Re: steigender Flächenverbrauch u. Flächenkonkurrenz

Beitragvon Schwalbe » Mi 18. Jul 2012, 10:17

"Aus der bisherigen Analyse
ergeben sich drei grundlegende Strategieansätze, auf die Einhaltung ökologischer Grenzen
hinzuwirken:
– Zunächst müssen auf den relevanten Ebenen – je nach Art des Umweltgutes auf globaler,
europäischer, nationaler oder ggf. auch sub-nationaler Ebene – Umweltziele formuliert
und institutionalisiert werden, die mindestens die Einhaltung wissenschaftlich fundierter
Grenzen der Tragekapazität sicherstellen.
– Mit Blick auf diese Ziele müssen Strategien für eine weitreichende Transformation der
Industriegesellschaft entwickelt werden, die neben einem radikalen Technikwandel auch
soziale Innovationen und Veränderungen der Konsum- und Lebensstile anstoßen
müssen."
– Schließlich müssen zentrale gesellschaftliche Funktionssysteme auf eine Zukunft
vorbereitet werden, in der die Volkswirtschaft nur in sehr geringem Maße wächst. Dies ist
nur durch eine Abkehr von der bisher dominanten Strategie zu erreichen, die soziale Ziele
durch eine Erhöhung des Wirtschaftswachstums zu erreichen versucht. Je besser dies
gelingt, umso unabhängiger wird die Gesellschaft von einem fortgesetzten
Wirtschaftswachstum. (Umweltgutachten 2012 des Sachverständigenrates für Umweltfragen)

Da hier oft der Verbraucher für bestimmte Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht wird, möchte ich auch noch folgendes Zitat aus dem Umweltgutachten beifügen:

"Zudem ist der Einzelne als
Konsument angesichts allgemeiner moralischer Appelle zu umweltfreundlichem Konsum,
aber entgegengesetzter realer Anreize, häufig überfordert. Umweltverträglicher Konsum ist
somit eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die eine kollektive
Verantwortungsübernahme erfordert sowie die Schaffung von Strukturen, die dem Einzelnen
umweltfreundlichen Konsum erleichtern und ermöglichen. Die negativen Auswirkungen der
derzeitigen Konsummuster im Bereich Ernährung auf die Umwelt, auf Menschen in anderen
Ländern und auf nachfolgende Generationen sind hinreichend gravierend, um Eingriffe der
Politik zu rechtfertigen.
Im Lichte der Faktoren, die einem umweltverträglichen Konsum gegenwärtig
entgegenwirken, sollte die Politik Maßnahmen ergreifen, die unerwünschte Einflussnahmen
abbauen oder verhindern. Sie könnte zum Beispiel durch Einschränkung der Werbung für
bestimmte Produkte oder für bestimmte Zielgruppen (bereits latent vorhandene) Präferenzen
für umweltfreundliche Lebensmittel aktivieren und stärken sowie instabile
Verbraucherpräferenzen in Richtung umweltgerechter Konsummuster lenken. Außerdem
sollten bestehende verzerrende ökonomische Anreize abgeschafft werden, möglichst durch
die Internalisierung externer ökologischer und auch sozialer Kosten in die Preisgestaltung."

Schwalbe
Beiträge: 34

Re: steigender Flächenverbrauch u. Flächenkonkurrenz

Beitragvon Schwalbe » Do 19. Jul 2012, 07:42

Landmaus schrieb:" Dann muß der Verbraucher bereit sein, die real anfallenden Kosten für die Produkte auch wirklich im Laden zu bezahlen."

Wie gesagt, ich sehe hier die Politik in der Pflicht, Fehlentwicklungen zu korrigieren und falsche Anreize beim Kauf von Lebensmitteln zu beseitigen.

Jan Reimond schrieb: "Wenn ich aber weiß, daß das Landwirtschaftsministerium für eine Intensivmastanlage (2x200 000 Hähnchen), die laut Antrag exakt 2x1 Arbeitsplatz schafft sowie "mehrere Aushilfsjobs", 1 Mio. € Beihilfen = 1 000 000 € !! zuschießt, geht mir der Hut hoch.
Pro Arbeitsplatz fördert das Haus Backhaus die Anlage mit 500 000 € aus Steuergeldern."

Aus der Anlage für 400000 Hähnchen in Klein Daberkow wird massenhaft billiges Hähnchenfleisch auf den Markt kommen, unterstützt durch die Millionensubvention aus dem Landwirtschaftsministerium. Geht es in den Export wird auch das subventioniert. Das sind für mich klassische Fehlanreize!

Würde man dagegen in die Preisgestaltung ökologische und soziale Kosten einbeziehen, müsste Fleisch aus Massentierhaltung extrem teuer sein. Es kann nicht so weitergehen, dass Gewinne privatisiert und Kosten vergesellschaftet werden. Und die Gewinner sind in der Regel nicht kleine Landwirte, sondern agrarindustrielle Konzerne.

Herr Straathof sollte die Kosten der verstärkten Kontrollen, die durch wiederholte Verstöße gegen Auflagen nötig werden, selber tragen und damit den Haushalt des Landkreises Vorpommern/Greifswald entlasten.

Und die Bürger werden von unserer Landesregierung und den untergeordneten Behörden (StALU) im Regen stehen gelassen. So muss die BI "Rettet das Landleben am Tollensetal" mit einem Anwalt dagegen vorgehen, dass ihr die Einsicht in das neue Brandschutzkonzept für die Ferkelfabrik in Alt Tellin verwehrt wird. "Hallo, Herr Backhaus! Wo bleiben denn da die Rechtsstaatlichkeit und die Beteiligung der Öffentlichkeit?" Bürger opfern ihre Freizeit und bringen finanzielle Mittel auf, um die Arbeit für Politiker und Behörden zu erledigen.

Landratte
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Re: steigender Flächenverbrauch u. Flächenkonkurrenz

Beitragvon Landratte » Di 24. Jul 2012, 19:54

Schwalbe hat geschrieben:
"Hallo, Herr Backhaus! Wo bleiben denn da die Rechtsstaatlichkeit und die Beteiligung der Öffentlichkeit?" Bürger opfern ihre Freizeit und bringen finanzielle Mittel auf, um die Arbeit für Politiker und Behörden zu erledigen.


Schön, dass auf die Frage nach der Rechtsstaatlichkeit auch gleich die passende Antwort kommt:
"Bürger opfern ihre Freizeit und bringen finanzielle Mittel auf, um die Arbeit für Politiker und Behörden zu erledigen."
Solange nerven, bis die beste aller Schweinefabriken am Start ist.
Bürgerschaftliches Engagement bezeichnet eine Vielzahl freiwilliger gesellschaftlichen Aktivitäten von Individuen und Organisationen, die einen Bezug zu Demokratie und Gemeinwohl aufweisen... und im ländlichen Raum ist das dann eine Art Sterbehilfe für Demokratie u. Gemeinwohl.

einwohner
Beiträge: 58

Re: steigender Flächenverbrauch u. Flächenkonkurrenz

Beitragvon einwohner » So 18. Nov 2012, 23:54

Schwalbe hat geschrieben:
"Hallo, Herr Backhaus! Wo bleiben denn da die Rechtsstaatlichkeit und die Beteiligung der Öffentlichkeit?" Bürger opfern ihre Freizeit und bringen finanzielle Mittel auf, um die Arbeit für Politiker und Behörden zu erledigen.



Ja, die Kontrollen der Güllefabriken werden von Bürgerinitiativen auf den Weg gebracht.

Die Regierung dagegen verabschiedete ein „Gesetz zur Reduzierung und Beschleunigung von immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren“.
Denn "Unternehmen die in Ställe investierten, hätten Anspruch auf Rechtssicherheit.
Investitionen in die Tierproduktion seien nicht zuletzt deshalb nötig, weil im Lande „ganze vier Schweine auf einem Fußballfeld“ ständen" polemisierte Minister Backhaus auf der agrarpolitischen Generaldebatte wärend der 30. Landtagssitzung am 26. Oktober.
Die Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen der Erarbeitung seines Masterplanes ist aber weit dürftiger.
Statt der zuvor propagierten 15 000 Nutzern, die sich geäußert hätten, nannte der Minister auf der Agrarausschusssitzung am 15. November:
"300 verwertbare, allerdings nicht repräsentative Stellungnahmen".
Aber wie kommt er zu repräsentativen Stellungnahmen?
Die müssen da sein, wenn zur Grünen Woche unter dem Motte "Wir haben Agrarindustrie satt" wieder bundesweit demonstriert wird.
Also hat er alle Ausschussmitglieder aufgerufen, sein Anliegen durch eigene Beiträge zu unterstützen, wobei es auch denkbar wäre, parlamentarische Initiativen der zurückliegenden Monate – unabhängig davon, ob sie zum Beschluss erhoben oder abgelehnt worden seien – mit in die Foren einzubringen.
Sein Fazit: Mehr Transparenz und mehr Öffentlichkeitsbeteiligung könne es nicht geben.
schweinefresser.gif

Hinter dieser Kulisse konnte der Güllefabrikant Straathof locker gegen die Nutzungsuntersagung von Schwarzbauten Widerspruch einlegen und weiter produzieren.
Nicht nur heute ist Volkstrauertag