Wiesenbrüter

Alle warteten am 15. Juni auf Landwirtschaftsminister Backhaus. Ein Projekt zum Schutz von Wiesenbrütern mit einem Stützpunkt im NaturKulturHaus in Bugewitz sollte eingeweiht werden. Wiesenbrüter sind die durch Intensivierung der Landwirtschaft am meisten gefährdeten mitteleuropäischen Vögel. Minister Backhaus aber stand im Stau. Um so größer war die Freude über seine etwas später folgende Verkündigung. Der Naturpark Flusslandschaft Peenetal sei der schönste in Deutschland, sagte er. Und endlich kam die sehnlichst erwartete frohe Botschaft: sein Haus wolle den Großteil des Kaufpreises für den überfluteten Anklamer Stadtbruch übernehmen. Wie schön! Denn der sollte ansonsten privatisiert werden. Aber was wäre die Peene ohne ihre verschiedenen Zuflüsse? Wie also könnte unsere Tollense zum Amazonas des Nordens gehören? Noch muss hier gekrautet werden wegen der Gülleflut auf Siloproduktionsflächen. Der Nährstoffeintrag ist einfach immer noch zu hoch. Renaturierungen sollten letztendlich über Modelprojekte hinausgehen und in der Breite wirksam werden.

Tollensetaler Stimme 2018-07, S. 6

Umwelt und Landwirtschaft

Schon 1962 wurden erstmalig ökologische und umweltschützende Belange öffentlichkeitswirksam verbunden. Die umfassenden Auswirkungen von Pestiziden und Herbiziden auf das Leben in „Der stumme Frühling“ (Rachel Carson) waren ein Ausgangspunkt der weltweiten Umweltbewegung. Obwohl nahezu alle Argumente, die sie 1962 anführte und die damals teils noch spekulativ waren, sich mittlerweile als kritisches Pestizidwissen etabliert haben, schwindet die Flora und Fauna unserer Erde seitdem in beispiellosem Tempo. Die Bestände der Wirbeltiere weltweit sind zwischen 1970 und 2012 um knapp 60 % zurückgegangen, die Tierzahlen im Süßgewässern haben sich um 81 % verringert. Hauptursache auch in Deutschland ist die Agrarindustrie. Leider alles keine Fake News! Inzwischen leben weltweit mehr als die Hälfte der Menschen in urbanen Ballungszentren. Sie weichen der expandierenden Agrarindustrie. Menschen unterscheiden sich nicht von Wirbeltieren, wenn ihr Lebensraum sie nicht mehr ernähren kann. Sie müssen ebenso flüchten vor der Monokultur. Doch die Ökologiebewegung bekommt Zuwachs und immer mehr junge Menschen wollen sich nicht mit der etablierten Politik abfinden. Denn sie müssten die Folgen tragen, wenn das Nachhaltigkeitsprinzip nicht beachtet wird. Sie müssten erleben was passiert, wenn nicht mehr die Flügelschläge der Schmetterlinge das Weltklima verändern. Nur in den seltensten Fällen suchen sich die Arten neue Nischen und neue Lebensräume – und selbst wenn das geschieht, müssen aus den neu besiedelten Flächen wiederum andere Arten verdrängt werden.
Freiräume sind weltweit am Verschwinden.

Tollensetaler Stimme 2017-03, S. 10

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